Wenn immer wir auf unsere Zeit in Grand Marais auf Michigans Upper Peninsula angesprochen werden erzählen wir den Witz, dass es im einzigen Laden am Ort eine große Auswahl an Gemüse gegeben hat. Wir konnten wählen zwischen Brokkoli und Brokkoli und dann gab es noch … Brokkoli. Da wir sehr viel selbst kochen und die Vorratshaltung in einem kleinen Wohnmobil nicht einfach ist, passiert es uns auf unseren Reisen sehr häufig, dass wir nicht immer an die Lebensmittel herankommen, die wir gerne hätten, oder die wir für unseren Essensplan bräuchten. Bisher haben wir das als Herausforderung angenommen und auch bewältigt. Unser Gefrierschrank ist gewöhnlich gut gefüllt und wir müssen keinen Hunger leiden.
Trotzdem führt dies uns immer wieder vor Augen, dass es in einem Land wie Amerika so genannte Nahrungswüsten gibt. Gebiete in denen es schwierig ist an frische Produkte heranzukommen. Die American Nutrition Association, der Dachverband mehrerer Organisationen, die sich mit gesunder Ernährung beschäftigen, definieren einen „Food Desert“ als ein Gebiet in dem es am Zugang zu ausreichender Versorgung von frischen Früchten, Gemüse und anderen vollwertigen Nahrungsmitteln mangelt. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben zum Beispiel, dass die Armut in einer Region die Mobilität von Menschen soweit einschränkt, dass sie die Versorgung nicht sicherstellen können. In Amerika leben 23.5 Millionen Menschen in einem solchen Gebiet was 2% aller amerikanischer Haushalte ausmacht.
In Grand Marais hat uns das eigentlich nicht sehr überrascht. Immerhin haben wir Michigans Upper Peninsula als Reiseziel ausgewählt, weil es so abgelegen ist und weil nur wenige Menschen dort leben. Aber auch als wir in Ohio waren haben wir uns gewundert warum es in einem Staat in dem so viel Landwirtschaft betrieben wird es kaum Wochenmärkte gibt oder Gemüsestände am Straßenrand. Vermutlich führt der Monoanbau von Mais und Soja zu diesem Mangel. Auf jeden Fall liegen auch Celina und Sidney in Ohio in solchen Wüsten.
23. Juli 2020